Über unseren Hof

Mikwe

Jüdisches Tauchbad

Im Manesse Hoop befindet sich eine sogenannte „Mikwe“, d.h. ein ehemaliges jüdisches Tauchbad. Weil der Manesse Hoop ursprünglich nicht von Juden gebaut wurde, war auch keine Mikwe im Hof vorhanden. Erst nachträglich, als Salomon Jakob Bohley 1813 den Hof erwarb, wurde entweder von ihm oder seinem Nachfolger, Manus Stern, die Mikwe erbaut. Ein jüdisches Tauchbad wird grundsätzlich von Grundwasser und nicht von fließendem Wasser gespeist. Im Regelfall führen 7 Stufen in ein tiefer gelegenes Quadrat, das mit Wasser gefüllt ist. Beim Manesse Hoop sind es nur 5 Stufen und Grundwasser ist nur im feuchten Winter bzw. bei längeren Regenfällen vorhanden.

Dennoch ist diese ländliche Mikwe ein beeindruckendes Zeugnis ehemaliger jüdischer Kultur. Sie diente den bis zu sieben jüdischen Familien in Ockershausen als rituelles Tauchbad. Im jüdischen Ritus musste eine Frau nach ihrer Monatsblutung sich erst waschen und dann in einer Mikwe rituell reinigen, bevor sie wieder mit ihrem Mann zusammen kam.

Die rituelle Reinigung wurde durch dreimaliges, vollständiges Untertauchen vollzogen, bei der jeglicher Schmuck, wie z.B. Ringe, abgelegt wurde. Dies war natürlich im Winter und bei ungeheiztem Wasser eine Überwindung, so dass zur Linderung heiße Steine in die Mikwe versenkt wurden, ein Kohlebecken den Raum erwärmte und eine Badefrau, meist eine Familienangehörige, mit trockenen Tüchern bereitstand, um die Badenden zu betreuen.

Jüdische Männer mussten nur aus Anlass ihrer Beschneidung, vor ihrer Hochzeit oder bei Konversion zum jüdischen Glauben die Mikwe aufsuchen; eine Besonderheit war auch, dass verunreinigte rituelle Gegenstände durch die Waschung in der Mikwe wieder „rein“ wurden.

In Friedberg oder Worms gibt es wesentlich prachtvollere Mikwen, die tief unter der Erde liegen. Einfache ländliche Mikwen gibt es nur noch selten, z. B. in Rotenburg/Fulda oder im Hessenpark. Im Landkreis Marburg-Biedenkopf ist diese Mikwe die einzige vollständig erhaltene. Die Mikwe im Fundament der zerstörten ehemaligen Marburger Synagoge in der Universitätsstraße ist neueren Datums und mit Fliesen verkleidet, die Mikwe neben der Synagoge in Roth ist unter einem Nachbargebäude verschüttet.

Zum Gedenken an die Verfolgung der Juden findet in Ockershausen nahezu jährlich im November eine Führung zu den Ockershäuser jüdischen Familien statt, bei der auch die Mikwe besichtigt werden kann.